Cover von Galgenmädchen wird in neuem Tab geöffnet

Galgenmädchen

Verfasser/in: Suche nach diesem Verfasser Van Rijckeghem, Jean-Claude; Van Beirs, Pat
Verfasserangabe: Jean-Claude Van Rijckeghem, Pat Van Beirs ; aus dem Niederländischen von Mirjam Pressler
Jahr: 2014
Mediengruppe: B.Bell.Jug/L.ragazzi
verfügbar

Exemplare

ZweigstelleStandorteStatusVorbestellungenFrist
Zweigstelle: MS Fischnaler Standorte: Van Status: Verfügbar Vorbestellungen: 0 Frist:

Inhalt

Nur wenigen historischen Romanen, die derzeit im deutschsprachigen Raum vorliegen (als Original oder Übersetzung), sieht man die Leidenschaft der Recherche so sehr an wie diesem. Denn selten genug nutzen Romane, deren Handlung nicht im 20. Jahrhundert angesiedelt ist, die Historie nicht nur als Kulisse, sondern lassen die jeweilige Zeit ebenso differenziert wie sinnlich in das Erzählen einfließen. Hier ist es das Jahr 1582 und wir befinden uns mitten im 80 Jahre dauernden Unabhängigkeitskampf der Niederlande gegen Spanien. Die Ich-Erzählerin lernt beide Seiten kennen; und erkennt, dass beide Länder sich im Vorteil – und Gott an ihrer Seite wähnen. Zum dramaturgischen Wendepunkt und Grund für den geografischen Wechsel wird der titelgebende Galgen, an dem Gitte schon beinahe baumelt. Der Roman setzt ein mit jenem Diebstahl, der sie dorthin führt und holt dann aus, um Gittes Biografie im Dreck und Elend der Armenviertel sowohl von Antwerpen, als auch der späteren niederländischen Provinzen zu zeigen, die sie als Dienstmagd eines fahrenden Apothekers bereist. Als Kind wurde Gitte von ihrer Mutter, einer Wirtshausdirne, vor einem Waisenhaus abgesetzt. Ihr einzig relevantes Besitzstück ist eine Schnur, an der ein Kreuz, ein Pferdezahn und eine Muschel hängen – eine „Kamee“, die darauf verweist, dass Gitte der Bastard des spanischen Herzogs von Almendraje ist. Ein Ammenmärchen?
Der Hilfsvogt Johannes Vuylsteke geht ihm nach und schafft es, Gitte auf Grund seiner Recherchen (und dem Eingreifen des windigen Offiziers Simon Hendrikszoon) vom Galgen zu holen. Hendrikszoon verpasst Gitte ein Brandzeichen und zwingt sie, sich als Spionin der Oranier in das Haus ihres vermeintlichen Vaters in Sevilla einzuschleichen. Damit führt der Roman mitten hinein in die Zeit der großen Entdeckungsreisen, denn Almendraje ist Herr über die Casa de Contratación, dem Handelshaus, in dem alle Informationen über die Seefahrten Spaniens zusammenlaufen. Dort entsteht die Padrón Real, die Seekarte der Spanier, die zum Objekt der Begierde der Oranier wird; und die Gitte stehlen soll.
Bevor der Roman im letzten Drittel – inspiriert von der Tradition der Ritterromane – in ein gerüttelt Maß an Liebesverwicklungen und Action übergeführt wird, wird der Armenalltag Antwerpens mit jenem der Adeligen in Andalusien kontrastiert. Konventionen, Kleidung, Literatur, Theater, köstliches Essen und die außergewöhnliche Freundschaft zur Frau ihres Vaters bestimmen nun Gittes Leben und stellen ihre Loyalität(en) mehrfach auf die Probe. Die Bitterkeit des Kampfes der Katholiken gegen die Reformatoren (und umgekehrt) prägt den detailliert in Szene gesetzten Alltag in beiden Ländern dabei ebenso wie die Unmöglichkeit, die Grenzen der eigenen sozialen Herkunft zu sprengen. In dieser Gleichzeitigkeit von Politik und Privat wird Gitte als Figur etabliert, die weniger dem Faktischen, als vielmehr der fiktionalen Funktion als Joker im Spiel der Macht verpflichtet ist. Und den schwergewichtigen Roman gerade dadurch zur leichtfüßigen Lektüre (1000 und 1 Buch/Heidi Lexe/www.biblio.at)

Details

Suche nach diesem Verfasser
Verlag: Gerstenberg
opens in new tab
Systematik: Suche nach dieser Systematik 72 Historisches
Interessenkreis: Suche nach diesem Interessenskreis Historisches
ISBN: 978-3-8369-5463-1
Beschreibung: 492 Seiten : Illustrationen
Suche nach dieser Beteiligten Person
Sprache: deutsch